Montag, 29. November 2004

Makonde

0926


Makonde, mit etwa 200 000 Menschen vergleichsweise kleine, jedoch künstlerisch bekannteste Volksgruppe Ostafrikas. Die Makonde leben an der Küste im südöstlichen Tansania und im angrenzenden Mosambik mit den - Yao im Westen, den Mwera und Matumbi im Norden, sowie den Makua im Süden und Westen als Nachbarn, mit denen sie auch die künstlerischen Inspirationen weitgehend teilen. Vorläufig ist es deshalb äußerst schwierig, einzelne Stilunterschiede zu definieren, da auch offenbar viele Objekte aus der näheren oder weiteren Nachbarschaft übernommen oder auch gehandelt wurden die hier als »Makonde« erläuterten Kunstwerke könnten deshalb auch von einer der anderen Ethnien stammen
Einigen wenigen Figuren der Makonde, viele von ihnen in Museen, steht eine Fülle von Masken gegenüber, von denen es zwei Haupttypen gibt: Eine meist klein geschnitzte Gesichtsmaske, mit oder ohne Lippenpflock, sowie eine häufig naturalistisch geschnitzte Helmmaske, meist aus leichtem Holz; daneben gibt es einige Übergangsformen zwischen Gesichts- und Helmmasken, wie sie auch aus anderen Gebieten Afrikas bekannt sind (vor allem Nigeria). Beide Typen, Gesichts- und Helmmaske kommen mit Narbentatauierungen und echten Haaren vor; erstere wurden durch Flecken und Streifen von Bienenwachs mit den Fingern aufgetragen, letztere durch kleine Einschnitte mit Hilfe eines stumpfen Gegenstandes eingetieft. Daneben konnten Frisuren und Tatauierungen auch durch Ritz-, Beiz- und Brandtechniken angedeutet werden.
Es gibt Miniaturmasken mit Schutzfunktion, Masken mit menschlichen Gesichtern der verschiedensten Typen -Makonde mit negroiden Zügen, Fremde, Araber, Europäer, »Shetani« mit übergroßen Ohren, - Krankheitsmasken (Gesichtslähmung), und eine Reihe Tiermasken; die meisten dieser Typen kommen sowohl in Holz als auch in Terrakotta (s.u.) vor.
Neben diesen Haupttypen von Masken gibt es Leibmasken oder Brustplatten, ähnlich-denjenigen der Yoruba (jedoch nur weibliche); sie sind ebenfalls meist mit Tatauierungen versehen und symbolisieren angeblich die Legende vom ersten Mann der Schöpfung, der eine Holzfigur schnitzte; daraufhin erwachte diese zum Leben und wurde seine Frau. Sehr selten sind außerdem Sexualmasken, die nur das männliche oder weibliche Geschlechtsteil zeigen und mit echten Haaren versehen sind.
Eine Besonderheit stellen Masken der Makonde aus Terrakotta dar. Sie waren noch bis vor kurzer Zeit völlig unbekannt und sind deshalb auch in der Literatur ein Novum. Nach unabhängigen Berichten aus jüngster.Zeit von Enrico Castelli und J. Hartmann, stellen sie vermutlich das weibliche Gegenstück zu den Masken der männlichen Initiation dar, denn die Frauen führen die Initiation der Mädchen durch und töpfern die Masken, zu denen auch Leibmasken gehören. Möglicherweise wurde aber hier eine Tradition von Terrakotta-Masken fortgesetzt, wie sie in Südafrika, an Hand von Ausgrabungen, festgestellt werden konnte. Dabei handelt es sich um sieben Helmmasken, die einigen Terrakotta-Helmmasken der Makonde, besonders des rudimentären Typs, sehr ähneln. Sie wurden in Lydenburg, im östlichen Transvaal gefunden, auf etwa 500 n.d. Ztr. datiert, und gelten als die bislang frühesten Skulpturen der afrikanischen Eisenzeit südlich des Äquators ( Lydenburg).

mapiko


Bei den mapiko genannten Tänzen der Makonde (die Stülpmasken heißen lipiko) erscheinen in den Masken die Geister der Ahnen ( Midimu ); sie gelten als Aufforderung an alle Mitglieder der Gemeinschaft zur Teilnahme am Ritus. So lässt sich nicht ausschließen, dass die Midimu, wie bei einigen anderen afrikanischen Gesellschaften und vielleicht auch in Lydenburg ursprünglich als Ahnenköpfe existierten ( Benin). Bei den Mapiko-Feierlichkeiten wurden sie dann hervorgeholt, zunächst vielleicht nur hingestellt oder gezeigt und erst später mit ihnen getanzt. Auch heute noch werden Terrakottamasken vor das Gesicht oder über dem Kopf getragen. Der Schritt von der schweren und zerbrechlichen Terrakottamaske zur leichten Holzmaske ist angesichts der von heftigen Sprüngen und schnellem Laufen begleiteten, sowie aggressiv-männlichen Zeremonie bei der Knaben-Initiation leicht gemacht. Bei der Mädchen-Initiation mochte man dagegen weiterhin der alten Tradition gefolgt sein.
Bereits seit Beginn des Jahrhunderts schnitzen die Makonde nämlich auch für den Touristen- und modernen Kunstmarkt, die sie beide sowohl mit naturalistischen Genre-Figuren des afrikanischen Alltags, mit so genannten »Lebensbäumen«, aber auch mit surrealistisch geprägten Skulpturen und Dämnenfiguren (»shetani«, von arab. »Teufel«) beliefern; beide Typen werden oft aus Ebenholz hergestellt und waren bereits in mehreren Galerien und Museen in Europa und USA in Spezial-Ausstellungen zu sehen.
Aber auch in der traditionellen Schnitzkunst erschöpft sich die Fertigkeit der Makonde nicht allein in Masken. Künstlerisch gearbeitete Hocker, Zeremonialstäbe, Musikinstrumente u.a. zeugen von ihrem diesbezüglichem Können nicht zu vergessen die mtete genannten kleinen Behälter zur Aufbewahrung von Schnupftabak, Schiesspulver und Medizin.

Anderer Name: WAMAKONDE

Quelle: Lexikon Afrikanische Kunst und Kultur, Karl-Ferdinand Schaedler

http://www.kaufraum.de/basar/exit-detail/item.id-1075/item_cat.cat_id-217/Tingatinga%20-%20Pfauenpaar%20mit%20Perlhuhn.html

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